Die Schlagworte „Mental Load, Gleichberechtigung und Care Arbeit“ sind in aller Munde und auch beim diesjährigen Women’s Day der AOK Würzburg allgegenwärtig. Es wird Zeit, offen über die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu sprechen und wie sich das auf ihre Gesundheit auswirkt.
Eine gemeinsame Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationale Arbeitsorganisation (IAO) zeigt deutlich: Ab einem Arbeitspensum von mehr als 55 Stunden/Woche haben Menschen häufiger mit Depressionen, Angststörungen und Herzerkrankungen zu kämpfen. Warum betrifft dies vor allem Frauen? Der Gender-Care-Gap spielt hier eine entscheidende Rolle – die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern.
Der Gender-Care-Gap und seine gesundheitlichen Folgen
Laut dem BMFSFJ verwenden Frauen durchschnittlich täglich 43,8 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Umgerechnet sind das 77 Minuten Unterschied pro Tag. Im Schnitt leisten Frauen etwa 30 Stunden pro Woche an unbezahlter Care-Arbeit – sei es in der Familie, im Freundeskreis oder im Job. Männer leisten im Vergleich hierzu durchschnittlich 21 Stunden an Care-Arbeit.
Die unsichtbare Denkarbeit, der sogenannte Mental Load, macht sich nicht nur im Alltag bemerkbar, sondern hat auch direkte Auswirkungen auf die Gesundheit der Frauen.
Was kann der Arbeitgeber tun?
Die Verantwortung liegt nicht nur bei Frauen, sondern auch bei den Arbeitgebern. Unternehmen sollten bewusstseinsschaffende Maßnahmen ergreifen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den Gender-Care-Gap aufklären und Aufgaben in Teams sichtbar machen. Anica Pilz hat nicht nur beim AOK Women’s Day Input und praktische Tipps geliefert, wie Unternehmen den Mental Load reduzieren und die Gleichberechtigung fördern können. Wir haben sie gefragt, was Mental Load für sie bedeutet und welche Tipps sie für euch an der Hand hat:
Anica Pilz, Psychologin (M.Sc.) und zertifizierte Stressmanagement Trainerin nach §20 SGB V
Im Prinzip beschreibt Mental Load die vielen sichtbaren, aber auch unsichtbaren Aufgaben des Alltags- und Berufslebens. Hierbei werden Frauen oftmals eher als Ansprechpartnerinnen wahrgenommen, wenn es um fürsorgliche oder organisatorische Tätigkeiten geht. Das kann eine enorme mentale Last verursachen, mit der es erstmal klarzukommen gilt.
Um Mental Load zu reduzieren reicht es nicht aus, einfach nur Aufgaben fair aufzuteilen. Auch die Verantwortung für die Erledigung der Aufgabe sollte klar definiert sein. Wichtig ist außerdem auch im Alltag Erholungsphasen einzubauen und gut für die eigene Resilienz zu sorgen.
Als Psychologin (M.Sc.) unterstütze ich Mitarbeitende mit praxisorientierten Resilienz-Trainings dabei langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben – damit mentale Gesundheit und Unternehmenserfolg Hand in Hand gehen.
Da der AOK Women’s Day in der Brotzeitbar stattfand, haben wir auch Inhaberin Franzi gefragt, wieso die Teilnahme am Women’s Day für sie so wichtig ist:
Franziska Rhein, Inhaberin der Brotzeitbar in Würzburg
„Natürlich sind Gleichberechtigung und Feminismus heutzutage in aller Munde und wir hören immer wieder, dass wir auch als Frauen mittlerweile alles werden können was wir wollen. Die Realität sieht leider in vielen Bereichen immer noch anders aus. Auch wenn FRAUEN es generell können, heißt es noch lange nicht, dass ich es mir selbst zutraue, weil ich durch mein Umfeld und meine Kindheit vlt. anders geprägt wurde. Der Aktionstag ist eine tolle Veranstaltung um Frauen zu ermutigen und zu verdeutlichen, dass auch ihnen alle Wege offen stehen. Deshalb ist mir die Teilnahme hier besonders wichtig.“
Julia Müller, Mutter & stellvertretende Teamleiterin Privatkunden bei der AOK Würzburg über Topsharing (Jobsharing in Führungspositionen)
Als Teilzeitkraft, insbesondere in Führungspositionen, steht man ständig vor der Herausforderung, den Balanceakt zwischen Job und Familie zu bewältigen. Man strebt immer danach, in der zur Verfügung stehenden Zeit alles möglich zu machen.
Als Mutter behält man nicht nur den Überblick über Freizeittermine und schulische Angelegenheiten der Kinder, sondern ist auch in Krankheitsfällen die unverzichtbare Ansprechperson. Natürlich möchte man auf der anderen Seite aber auch immer für die Kolleg:innen da sein und ein offenes Ohr haben. Flexibilität und die Realität des Familienlebens stoßen jedoch oft an ihre Grenzen, denn die Kinder stehen trotzdem an erster Stelle.
Der Women’s Day ist essentiell, da Frauen in Führungspositionen, vor allem im Topsharing, immer noch unterrepräsentiert sind. Topsharing muss gefördert werden, um Skepsis abzubauen. Der AOK Women’s Day bietet Raum für den Austausch von Erfahrungen und ermutigt Frauen, sich in Führungspositionen zu positionieren. Es ist eine Gelegenheit, offen über die Herausforderungen zu sprechen, die diese Positionen mit sich bringen, denn einfach ist es leider nicht immer. Mal gelingt es besser, mal eben nicht.
Jasmin Colga, stellvertretende Direktorin der AOK Bayern – Direktion Würzburg
Der Women’s Day ist für mich von besonderer Bedeutung, da er mir die Möglichkeit bietet, ein persönliches Statement für Chancengleichheit und Gleichberechtigung von Frauen und Männern in unserem Unternehmen abzugeben. Als stellvertretende Direktorin der AOK Bayern – Direktion Würzburg ist es mir ein Herzensanliegen, auf die Herausforderungen der Care-Arbeit und den bestehenden Gender Care Gap aufmerksam zu machen. Die Anerkennung und Verringerung dieser geschlechtsspezifischen Unterschiede sind entscheidend für eine gerechtere Zukunft. Durch mein Engagement beim Women’s Day möchte ich nicht nur innerhalb unseres Teams, sondern auch in der Gesellschaft ein Bewusstsein schaffen und Veränderungen anstoßen, die langfristig zu mehr Gleichberechtigung führen.
Der Womens Day der AOK Würzburg setzt ein wichtiges Zeichen für Gleichberechtigung und Frauengesundheit. Wir müssen die Diskussion um den Gender-Care-Gap und Mental Load weiterführen, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Nur durch bewusstes Umdenken und Handeln kann man Frauen die gleichen Chancen im Beruf und eine bessere Gesundheit ermöglichen. Der Weltfrauentag ist nicht nur ein Tag des Feierns, sondern auch ein Aufruf zum Handeln und zur Veränderung.
Anlässlich des Weltfrauentags habt ihr zudem die Chance ein Genießerfrühstück für Zwei in der Brotzeitbar sponsored by AOK Würzburg zu gewinnen: