WÜPAKA steht für „Würzburger Partnerkaffee e.V.“, einen gemeinnützigen Verein aus Würzburg, der bereits seit 25 Jahren fair gehandelten Kaffee aus Tansania verkauft. In der Semmelstraße befindet sich der Kaffeeladen, in dem du mit gutem Wissen den Kaffee und andere Produkte aus Tansania kaufen kannst. Aber wer steckt hinter dem Verein und was bedeutet Fairtrade eigentlich?
Hallo, Herr Hackstein. Wie ist der Verein „Würzburger Partnerkaffee e.V.“ zustande gekommen?
Der Verein ist dieses Jahr 25 Jahre alt, ich selbst bin aber erst seit vier Jahren dabei. Bei der Gründung gab es zwei Strömungen. Eine Strömung sind die Leute der Abtei Münsterschwarzach, die schon seit Jahrzehnten in Tansania unterwegs sind und irgendwann beschlossen haben, Kaffee von den Kaffeebauern vor Ort zu importieren und hier zu verkaufen. Die andere Strömung sind Würzburger Bürgerinnen und Bürger, die vorher schon im Fairen Handel tätig waren und entschieden, die Idee zu unterstützen. Mit sieben Gründungsmitgliedern ist dann der Verein entstanden.
Was sind die Werte und Ziele des Vereins?
In erster Linie Fairer Handel. Das bedeutet, dass die Kaffeebauern und -bäuerinnen vor Ort einen fairen Preis gezahlt bekommen. Kaffee wird wie Gold und Öl an der New Yorker Börse gehandelt, weshalb der Preis starken Schwankungen unterliegt. Der Faire Handel sagt, die Bauern und Bäuerinnen bekommen einen Mindestpreis, unabhängig von der Börse. Auch wir sagen: Für gute Ware muss ein fairer Preis gezahlt werden. Ein weiteres Ziel ist, dass Menschen aus Abhängigkeiten herauskommen. Denn wenn Menschen sich von ihrer Arbeit ernähren können, stärkt das ihr Selbstbewusstsein und ihre Unabhängigkeit. Wofür wir uns außerdem einsetzen, ist Frauenförderung. Speziell in Afrika muss man mit Frauen zusammenarbeiten, wenn man Veränderung sehen will.
Bei euch kommen 32% des Gewinns die Kaffeebauernfamilien selbst, während ihr 15% bekommt. Welche „Abstriche“ müssen Sie durch diese Verteilung machen?
Zum Vergleich: Wir haben dieses Jahr das Kilo Fairtrade Rohkaffee für 4,50 Dollar eingekauft und davon fast 100 Tonnen. Konventionell bekommt man das Kilo in Tansania schon für nur 1,60 Dollar. Nur so kann man sich die Preise für konventionellen Kaffee im Einzelhandel erklären. Der Preisdruck von der Konkurrenz ist also enorm. Unser Verein ist gemeinnützig, das bedeutet, wir sind nicht auf Profit aus. Den niedrigeren Gewinn merken wir natürlich an vielen Ecken, zum Beispiel haben wir kein hohes Werbebudget und können nicht so viele Leute einstellen.
Zum Kaffee selbst: Die wenigsten von uns wissen, wie der Kaffee in die Kaffeetasse findet. Wie sieht der Weg der Kaffeebohne also aus?
In jeder Kaffeekirsche, die von Hand gepflückt wird, sind zwei Bohnen. Eine normale 500 Gramm Tüte beinhaltet schätzungsweise 1000 Bohnen, für die also 500 Kirschen gepflückt werden müssen. In einer Quetschmaschine werden die Bohnen rausgequetscht und anschließend werden sie gewaschen und so weiter. Dann kommen sie in einem typischen Kaffeesack nach Dar es Salaam an den Hafen, wo sie im Container auf dem Schiff nach Hamburg gebracht werden. Dort werden sie gelagert und kommen auf unseren Abruf im LKW nach Aschaffenburg, wo sie geröstet und verpackt werden. Dieser Prozess dauert etwa ein halbes Jahr. Geerntet wird im September und Oktober. Bis die Kaffeebohnen am Hafen sind, dauert es zwei Monate, und der Transport im Schiff dauert sechs bis acht Wochen, sodass die Ware im März im Lager ist.
Was zeichnet den Kaffee aus?
Es ist natürlich der beste Kaffee, den es gibt (lacht). Tatsächlich muss der Rohkaffee einfach gut sein, das macht 50 Prozent des Geschmacks aus. In Tansania kennt man vor allem das Kaffeeanbaugebiet um den Kilimandscharo. Mittlerweile sind die Böden dort aber etwas übersäuert. Deshalb hat man in Untersuchungen festgestellt, dass es im Süden Tansanias die bessere Arabica-Bohne gibt. Weltweit betrachtet ist es Geschmackssache, welche Bohne einem am besten schmeckt. Die anderen 50 Prozent des Geschmacks machen die Länge und Temperatur der Röstung aus. Bei unserem Kaffee setzen wir auf schonende Langzeitröstung.
Welche Kriterien gelten für die Fairtrade-Zertifizierung?
Da gibt es viele. Ein Beispiel ist, dass sich die Bauern vor Ort zu einer Kooperative zusammenschließen. Das ist wichtig für die Fairtrade-Prämie, die man mit der Zertifizierung bekommt. Mit dieser Prämie werden Infrastruktur und soziale Projekte vor Ort gefördert. Die Ideen dafür kommen aus der Kooperative selbst. Die Kooperative fördert auch Demokratie vor Ort. Es muss ein Vorstand gewählt werden, der für das Wohl der Mitglieder zuständig ist. Und durch die Kooperative bekommen die Kaffeebauern eine gewisse Marktmacht. Sie können ihren Kaffee zu besseren Preisen verkaufen als allein. Außerdem müssen bestimmte Kriterien für Umweltschutz erfüllt werden, etwa, dass bestimmte, hochgiftige Düngemittel nicht verwendet werden dürfen.
Ihr Verein fördert auch zusätzlich soziale Projekte. Welche sind das zum Beispiel?
Genau, diese Projekte gehören nicht zu Fairtrade, die unterstützen wir selbst. Dafür erheben wir 76 Cent pro Packung extra. Dadurch haben wir im Jahr zusätzlich 50.000 Euro und können damit jährlich etwa zehn bis zwölf Projekte fördern. Zum Beispiel haben wir Geld für den Bau einer Schule zur Verfügung gestellt, wir haben geholfen, die Wasserversorgung sicherzustellen, wir haben der Frauengruppe „Nuru Natural Product Group“ eine Maschine für die Herstellung ihrer Hygieneprodukte gekauft und ein Heim für Kinder mit Albinismus unterstützt.
Thema Nachhaltigkeit: Die Nachhaltigkeit vom Produkt Kaffee lässt sich grundsätzlich hinterfragen. Was tut ihr für mehr Nachhaltigkeit?
Wir hier im Büro tun das, was möglich ist. Wir beziehen zum Beispiel Ökostrom, verwenden Umweltschutzpapier und LED-Lampen und recyceln Verpackungen. Im Kaffeeladen haben wir unser Pfandeimersystem, bei dem Sie den Kaffee im Eimer kaufen können, und wenn er leer ist, bekommen Sie einen neuen. Zusätzlich haben wir den unverpackten Röstkaffee. In Tansania ist es allerdings schwierig. Dort ist Nachhaltigkeit kaum ein Thema und unsere Ideen wurden bisher kaum umgesetzt.
Wo in Würzburg bekommt man den WÜPAKA Kaffee?
Zunächst natürlich in unserem Kaffeeladen in der Semmelstraße. Wir beliefern in Würzburg alle Edeka-Märkte und einige Rewe-Märkte, den Weltladen und die Woodstock-Drogerie, wo Sie ihn kaufen können. Demnächst kommt wahrscheinlich das Zukunftshaus dazu. Darüber hinaus beliefern wir über 60 Weltläden und haben einen Onlineshop.
Neben Kaffee gibt’s im Laden auch vor Ort produziertes Erdnussmus mit Nüssen aus Tansania. Was macht das Mus aus?
Dass wir es hier vor Ort machen, der Kunde kann dabei zuschauen. Außer Erdnüssen ist nichts drin, denn Mus darf nur einen Inhaltsstoff enthalten. Man muss auch sagen, dass die Erdnüsse anders sind als die aus Amerika, die wir hier meistens essen. Die Erdnüsse aus Tansania sind eher klein und rund und schmecken etwas anders. Weil sie in Tansania geröstet werden und wir sie mit Schale mahlen, ist der Geschmack intensiver, und weil sonst nichts drin ist, kann man das Mus nicht nur aufs Brot streichen, sondern auch zum Backen und Kochen verwenden.
Dieses Jahr hatten Sie 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Wie schauen Sie auf die vergangenen Jahre zurück und was sind Ihre Wünsche und Ziele für die Zukunft?
Am Anfang war es eine kleine Initiative, doch der Verein hat es geschafft, sukzessive zu wachsen. Auf 65.000 Tonnen verkauften Kaffee pro Jahr zu kommen, ist meiner Meinung nach eine Erfolgsstory. Das hätten wir nicht ohne unsere Partner wie die Stadt Würzburg, die Katholische Diözese, das Evangelische Dekanat, die Erlöserschwestern, aber auch das Hilfswerk DAHW geschafft. Für die Zukunft wäre es super, wenn wir das erhalten und etwas ausbauen können und dass sowohl mit der Fairtrade-Prämie als auch der zusätzlichen Spende vor Ort und unserem Know-How gute Projekte und Bioanbau umgesetzt werden können.
„Würzburger Partnerkaffee e.V.“: Geöffnet hat der Laden in der Semmelstraße 33 von Montag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr und am Freitag von 12 bis 18 Uhr