Die Goldschmiede am Theater wirkt beim Betreten hell, freundlich und modern – und genau das sind auch Andreas und Nicole Zawadowicz, die hier ihren Kunden als Goldschmiede jeden funkelnden, noch so edlen Wunsch von den Augen ablesen. Im Gespräch erzählen sie uns mehr über ihre Arbeit als Goldschmiede und den Wert eines handgemachten Schmuckstücks.
Hallo, ihr beiden. Andreas, seit wann führst du den Laden „Goldschmiede am Theater“ und wie bist du dazu gekommen?
Andreas: Nächstes Jahr feiern wir zehnjähriges Jubiläum. Davor war ich zehn Jahre in Frankfurt, auch selbstständig mit einem eigenen Laden, und davor war ich dreizehn Jahre in einem Laden in Würzburg als Goldschmied angestellt. Für die Selbstständigkeit gab es verschiedene Gründe. Ich habe meinen Meister gemacht und stand vor der Frage, ob ich den Betrieb wechsle, weil ich mir nicht vorstellen konnte, bis zur Rente dort zu bleiben. Dann habe ich mich für die Selbstständigkeit entschieden, weil es mich gereizt hat.
Nicole, du bist eigentlich ausgebildete Physiotherapeutin. Wieso hast du dich dazu entschieden, in den Familienbetrieb einzusteigen und dich zur Goldschmiedin ausbilden zu lassen?
Nicole: Ich habe schon immer gerne etwas Kreatives gemacht, bin dann aber erst einmal in die soziale Schiene gerutscht. Das Kreative in meiner Freizeit auszugleichen, hat mir irgendwann nicht mehr gereicht und mich unzufrieden gemacht. In meinem Job als Physiotherapeutin sind die Erfolgserlebnisse auch nicht so eindeutig. Als Goldschmied kreiert man was, sieht Schritt für Schritt eine Veränderung und hat dann ein eindeutiges Ergebnis. Während dem Lockdown habe ich darüber nachgedacht, wieso ich nicht Goldschmiedin geworden bin. Letztes Jahr habe ich dann entschieden, den Schritt zu gehen. Auch meine Eltern haben mich unterstützt, was mir Mut gegeben hat. Außerdem habe ich immer gesehen, wie Papa arbeitet, und wollte diese Qualität von ihm lernen.
Was macht euren Laden so besonders, was zeichnet euch aus?
Andreas: Ich würde sagen, dass fast alles bei uns handgemacht ist. Es gibt natürlich Dinge, bei denen es sinnvoller ist, sie anderweitig fertigen zu lassen, zum Beispiel ein Modell aus Wachs. Ansonsten ist alles handgemacht. Besonders ist auch, dass man bei uns seine Trauringe selbst schmieden und im Prozess dabei sein kann.
Nicole: Die Leute sind immer überrascht, wenn sie sehen, dass wir wirklich von A bis Z das meiste mit den Händen machen. Darauf legen wir sehr großen Wert. Wir wollen, dass das Schmuckstück von Qualität ist und lange hält. Wenn jemand schon bereit ist, das Geld für echten Schmuck in die Hand zu nehmen, dann soll er ja auch etwas Gutes haben.
Andreas: Reparaturen zum Beispiel macht auch nicht jeder. Natürlich können wir nicht zaubern, aber wir machen alles, was möglich ist, und das zu einem vernünftigen Preis. Wir versuchen, alles selbst zu machen und nicht einzuschicken oder auszulagern. Wir sind die einzigen, die Geld daran verdienen, dadurch sind die Kosten bei Reparaturen für unsere Kundschaft geringer.
Was ist der Unterschied zwischen Juwelieren und Goldschmieden?
Nicole: Die Stücke, die es bei uns zu kaufen gibt, fertigen wir alle selbst an. Beim Juwelier kann man Schmuckstücke von verschiedenen Marken einkaufen. Manchmal haben sie auch Goldschmiede an der Hand, die Änderungen und Reparaturen für verschiedene Firmen machen. Dahinter stecken dann eben mehr Kosten. Umarbeitungen machen wir auch. Es kommt zum Beispiel oft vor, dass jemand mit einem Erbstück kommt, das ihm so nicht gefällt, und wir arbeiten das dann um, damit es als Erinnerungsstück weitergetragen werden kann.
Andreas: Außerdem fertigen wir auch individuell an, eben weil wir alles selbstmachen können. Wir verwirklichen Ideen. Manche Menschen kommen schon mit Ideen, die wir dann umsetzen, manche kommen nur mit einem Stein, den sie irgendwie verarbeitet haben wollen. Dann überlegen wir gemeinsam und gestalten Skizzen.
Was liebt ihr so am Handwerk des Goldschmieds?
Nicole: Ich mag es, weil es so entschleunigt. Man kann nur Schritt für Schritt vorgehen. Alles ist immer so schnell und hektisch und besonders in Zeiten von Massenproduktionen ist es schön, etwas selber und auch langsamer machen zu können. Natürlich gibt es auch stressige Phasen, wenn viele Aufträge gleichzeitig kommen. Dann muss es auch mal schnell gehen. Aber Handwerk dauert halt grundsätzlich länger, als etwas maschinell herzustellen.
Andreas: Mir geht es auch so. Und ich mag die Herausforderung, wenn neue Wünsche und Anforderungen kommen, die ich so noch nicht hatte. Immer wieder etwas Neues zu machen, macht diesen Beruf aus. Auch wenn ich etwas schon zum zehnten Mal mache, wird es nicht langweilig, weil jedes Schmuckstück ein bisschen anders ist. Und ich mag den Effekt, wenn etwas fertig ist.
Ist es so, dass weniger Wert auf selbst hergestellten Schmuck gelegt wird?
Andreas: Es ist gemischt. Bei Eheringen etwa gibt es viele, die sie eben nicht beim Juwelier von der Stange, sondern individuell vom Goldschmied handgefertigt wollen. Bei den heutigen Möglichkeiten kaufen Leute aber auch gerne günstig im Internet. Ich finde es schade, wenn jemand Hauptsache günstig kauft und sich keine Gedanken darüber macht, was mit dem Schmuckstück passiert, wenn es kaputt ist. Denn Modeschmuck aus Metall kann oft nicht repariert werden.
Nicole: Ich glaube auch, die Leute, die gerne mit Trends gehen, werden sich den Trend wahrscheinlich eher nicht anfertigen lassen, sondern günstiger kaufen, weil sie nächstes Jahr sowieso wieder etwas anderes wollen. Und andere sagen eben, sie wollen etwas Zeitloses und dafür mehr Geld ausgeben.
Könnte man sagen, euer Schmuck ist von Natur aus nachhaltig?
Nicole: Ja, genau. Wir achten auf Qualität, lange Haltbarkeit und können vieles umarbeiten und reparieren. Und wir bestellen sozusagen recyceltes Gold, also Gold, das schon mal Schmuck war. Daraus ergibt sich ein Kreislauf, sodass nicht ständig neues Gold abgebaut werden muss.
Andreas: Wir bieten auch Fairtrade Gold an. Das ist natürlich etwas teurer, aber da wissen wir eben genauer über das Gold und seine Herkunft Bescheid.
Wie ist es für euch, als Vater und Tochter zusammenzuarbeiten?
Nicole: Für mich ist es natürlich entspannter als in irgendeinem anderen Betrieb, weil ich mich bei meinem Papa wohlfühle, auch wenn ich zum hundertsten Mal nachfragen muss. Ich bewundere auf jeden Fall seine Geduld mit mir. Und ich hätte auch nicht bei ihm angefangen, wenn wir nicht so eine gute Beziehung zueinander hätten.
Andreas: Für mich passt es auch gut. Mir wäre es aus anderen Gründen lieber gewesen, dass sie woanders lernt. Denn jeder Goldschmied arbeitet etwas anders und es wäre gut für sie, auch noch andere Techniken als meine zu lernen. Aber man muss schon auch wirklich einen guten Goldschmied finden für die Ausbildung.
Nicole: Wir haben uns so entschieden, damit ich jetzt, solange Papa fit ist, die Zeit nutze und alles von ihm lerne. Die Grundausbildung mache ich also erst einmal hier und später kann ich immer noch in anderen Betrieben hospitieren.
Euer Laden befindet sich im Herzen Würzburgs. Was verbindet ihr mit Würzburg?
Andreas: Als wir nach Deutschland gekommen sind, waren wir erst in Deggendorf und durch unsere Freunde sind wir dann vor dreißig Jahren nach Würzburg gezogen. Es hat uns gut gefallen, weil die Stadt auch ungefähr die Größe unserer polnischen Heimatstadt hat.
Nicole: Ich finde Würzburg ist von der Größe optimal und hat sich kulturell auch sehr entwickelt. Es ist nicht zu aufgeregt – wenn man will, kann man Action haben, und wenn nicht, kann man sich entspannt an den Main setzen. Würzburg hat einfach Flair.
Was ist euer Lieblingsort in Würzburg?
Nicole: Ich habe tatsächlich die Residenz für mich entdeckt. Ich bin letztes Jahr mal wieder reingegangen und war fasziniert. Ich sitze auch gerne im Hofgarten oder am Main mit Blick auf Festung und Alte Mainbrücke, wenn ich Lust auf Trubel habe. Und wenn nicht, sitze ich gerne im Ringpark und freue mich, dass wir so einen schön gestalteten Park haben.
Andreas: Der Laden ist mein Lieblingsort (lacht). Nur wenn es sein muss, gehe ich mal mit meiner Frau in andere Läden in der Stadt. Sonst bin ich gerne im Hofgarten bei schönem Wetter oder auch auf der Festung, wenn uns Freunde besuchen. Den Ausblick genieße ich jedes Mal.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Nicole: Für mich ist am wichtigsten, dass der Laden läuft. Dass wir unsere Stammkunden haben, sich aber auch neue Kunden in den Laden trauen und wir miteinander ins Gespräch kommen. Uns ist wichtig, Leuten zu zeigen, was wir machen und dass wir ihre Wünsche verwirklichen können. Ich würde mir wünschen, dass Schmuck etwas bleibt, das die Leute schätzen. Schmuck ist ein Luxusartikel und wird vielleicht nicht so gebraucht wie Schreinerei, ist aber so ein schönes Kunsthandwerk.
Andreas: Ja, dass der Laden läuft und sich noch weiterentwickelt. Dass wir eine gewisse Stammkundschaft haben und Nicole den Spaß an der Arbeit nicht verliert und den Laden irgendwann übernehmen möchte. Und dass das Handwerk weiterhin existiert. Ich wünsche mir Kundschaft, die unser Handwerk schätzt und Freude daran hat.